Hallo zusammen,
Ich will hier mal versuchen, den Wunsch nach redaktionellen Beiträgen etwas nachzukommen.
1. Geschichte
Seit nun gut 10 Jahren faltern wir mit unserem Holtkamper Family Bj. 89 durch die Gegend. Nicht als Hardcore-Camper, aber doch mehr oder weniger regelmäßig, von 2 Babypausen abgesehen. In dieser Zeit hat sich die Aufgabenstellung an den Wagen geändert. Ursprünglich als Windsurfmobil gekauft, mutierte der Wagen zum Heim für den Familienurlaub.
Natürlich hat ein 19 Jahre alter Wagen so sein Macken und so keimte in mir die Idee einer Erneuerung, da meine Zeit auch zu knapp ist, den Oldi die notwendige Pflege zukommen zu lassen. Nach vielen Überlegungen, schlaflosen Nächten und etlichen Entscheidungshilfen hier im Forum sowie 2 Budgeterhöhungen fiel die Wahl auf den SK-Falter. Und eines kann ich wohl vorweg nehmen. Beim Kauf eines jeden Falters muss man Kompromisse eingehen und sei es spätestens beim Geld. Der SK-Falter ist für uns momentan der beste Kompromiss den wir finden konnten.
Die Wagen sind sich recht ähnlich und haben doch massive Unterschiede, so dass ich einen Vergleich recht interessant finde.
2. Fahrgestell
Der Holtkamper rollt auf einem bewährten Alko-Fahrgestell, wogegen der SK-Falter auf Stema-Basis mit Knott-Achse daher rollt. Angenehm bemerkbar macht sich der größere Raddurchmesser sowie die optionalen Stoßdämpfer, was den SK-Falter ruhiger auf der Straße macht. Damit ist er aber kein Offroadwagen, denn die Räder stehen recht weit innen, was der Stabilität erst einmal nicht zuträglich ist. Allerdings ist dies im Alltagsgebrauch sicher kein Manko. Warum unser Wagen M&S-Reifen hat weiß ich nicht - die mussten vermutlich gerade weg.
Ärgerlicher finde ich es schon, dass die Knott-Achse Bj. 2007 keine automatische Bremsverschleißnachstellung hat. Dies bot das Alko-Fahrwerk schon 1989! Auch macht der Handbremshebel von Stema nicht einen so soliden Eindruck, wie der von Alko, erst recht, wenn man 2 Fahrgestelle aus dem Jahr 2007 vergleicht. Das Lösen der Bremse ist etwas schwierig, da der Sperrknopf sehr weit eingedrückt werden muss. (Hier muss ich nachtragen, dass der Kunststoff-Griff auf dem Bremshebel hochgerutscht war. Nachdem ich ihn wieder in seine Ausgangslage gebracht habe, klappt das schon besser. Aber auch das sollte nicht passieren.)
Auch bei der Kupplung geht es bei Alko subjektiv solider zu. Für den Holtkamper hatte ich ein kleines Einsteckschloss, was nicht nur das Ab- sondern auch das Ankuppeln verhinderte. Bei Stema bekommt man in abgekoppelten Zustand kein Schloß rein. Der von mir gekaufte Safty-Ball konnte der Kupplung auch keinen Ankoppelzustand vorgaukeln. Inzwischen habe ich herausgefunden, wie man die Kupplung mit der Hand auslöst, so dass ich da keinen zusätzlichen Kram mehr brauche. (Hebel hochziehen und hinter die Kugelaufnahme greifen und die dortige Platte nach vorne ziehen).
3. Chassi
Der Holtkamper ist aus viel Sperrholz, welches durch Aluminium-Elemente verbunden ist aufgebaut. Dagegen kommt der SK-Falter im Blechkleid daher, welches von innen Holzfaserplatten beplankt ist. Das ist alles sicher eher Geschmackssache.
Der feste Deckel des Holtkamper macht das Aufladen von zusätzlicher Ladung einfach aber das Aufklappen schwer, aber dazu später mehr. Beim SK-Falter braucht man hier eine zusätzliche Gepäckrehling, welche vor dem Klappen erst demontiert werden muss und dann irgendwo willenlos im Weg steht. Zudem ist die Rehling kaum alleine demontierbar. Das Zusammenführen der beiden Konzepte gleicht vermutlich der Quadratur des Kreises. Obwohl, Holtkampers Hilfsbügel zum Klappen der neueren Modelle schafft es aus meiner Sicht, wie das Bild von CT7 Fan zeigt:
Wenn da der Preis nicht wäre.
Etwas unschön finde ich, dass der SK-Falter scheinbar zur Auslieferung vom Werk an den Händler mit einer Schutzfolie überzogen wird, die am Wagenboden angetackert wird. Die Tackerklammern stecken bei mir noch alle drin und rosten schön vor sich hin. Somit hat man dem Unterboden bereits vor der Auslieferung die ersten kleine Schäden beigebracht. Das ist nicht dramatisch, aber vielleicht sollte man sich mal fragen, ob es da keinen anderen Weg gibt.
Der Holtkamper hat eine schmale Tür hinten, die für den schnellen Klapp nicht unbedingt demontiert werden muss. Dagegen muss die breite Tür des SK-Falters abgenommen werden.
4. Auf- & Abbau Grundzelt
Trotzdem beide Wagen klassische Rechts/Links-Klapper sind, unterscheiden sich die Strategien doch kräftig.
Beim Holtkamper wird mit dem Aufklappen der ersten Seite auch das Gestänge dieser Seite komplett mit umgelegt. Dadurch entfaltet sich noch kein Zelt. Ein Nachteil dabei ist, dass der sowieso schon recht schwere Deckel durch das zusätzlich Gestänge und Zeltmaterial noch schwerer wird. Alleine klappen ist hier nur etwas für wirklich kräftige Menschen. Bei Aufklappen der 2. Seite wird wieder viel Zelt mit angehoben, was diese auch nicht ganz leicht macht. Hat man jedoch den 90°-Winkel überschritten, baut sich das ganze Zelt auf und man muss eher ziehen als gegen die Platte stützen. Nun noch den First spannen und fertig.
Umgekehrt der Abbau. Das Zelt wird etwas angerefft und die 1. Seite geklappt. Nun wird der auf den Außendeckel der Rest Zelt geschnallt und auch dieser geklappt.
Dagegen klappt es beim SK-Falter in der klassischen Trigano-Art. Zuerst muss die Abdeckplane weg, die gleich als Fußboden für den "Keller" unter einem Schlafplatz genutzt werden kann. Bereits beim Aufklappen der 1. Seite richtet sich das Zelt auf. Ein unschlagbarer Vorteil ist hier die Leichtigkeit des Klappens. Nun ist es alleine auch kein Spaziergang, aber gut machbar. Negativ empfinde ich hierbei, dass ein Fangband nun erst einmal das Gestänge stützen muss. Das Ärmste ist schon recht großen Kräften über die langen Hebel ausgesetzt. Dazu kommt, dass es beim Klappen der 2. Seite dem Gestänge im Weg ist.
Die Einstellung der Bettstützen erfolgt bei beiden Modellen durch ineinander geschobene Stangen mit Bohrungen und Stiften. Hier kann der SK-Falter punkten, da er auch in den äußeren Stangen mehrer Bohrungen hat und so sehr fein einstellbar ist. Zudem ist die Sicherung der Stifte mit Federsplinten beim Holtkamper fummeliger. Aber ein kleines Manko bietet der SK-Falter auch: Die Stangen sind rund und so muss man die Löcher für den Stift nicht nur in der Höhe suchen, sondern ggf. auch noch drehen. Durch die Verwendung von 4-Kantstützen beim Holtkamper ist das hier wieder einfacher.
Nach dem Aufklappen der 2. Seite werden die recht hoch gerefften Zeltteile heruntergeholt. Nun müssen die quer stehenden Zeltstangen noch gespannt werden. Dieser, beim Holtkamper nicht notwendige Schritt scheint im ersten Moment ärgerlich, allerdings verschafft dies viel mehr Raum in den Schlafkojen. Zum Schluss kommt wie beim Holtkamper der First dran. Beim SK-Falter kommt das Firstgestänge nur von einer Seite, wo man beim Holtkamper von beiden Seiten Stangen hat. Allerdings empfiehlt auch SK hier den Einsatz von beiliegenden Querstreben zur Gegenseite. Somit ist der Holtkamper hier im 1. Moment etwas fummeliger, beim SK kommt der Nachteil dann etwas später in Form loser Stangen.
Beim Einklappen finde ich den Holtkamper abgesehen vom Gewicht der Deckel agenehmer, da das extreme Hochreffen der vorderen und hinteren Zeltteile beim SK-Falter für mich doch recht gewöhnungsbedürftig sind. Auch muss ich hier abwarten, wie weit beim Auf-& Abbau im Regen hier die Innenzelte der Schlafkabinen nass werden. Auf jeden Fall liegt plötzlich die trockene Innenseite außen und wird beim Reffen auch noch nass.
Was heute schon nahezu Standard ist wurde auch beim SK-Falter umgesetzt: Die Gummiringe für die Heringe sind nicht mehr fest eingenäht, sondern auf Kunststoffankern eingehängt. Da macht man kein dummes Gesicht, wenn ein Gummi kaputt geht (was ja naturgemäß immer mal passiert). Dies gilt natürlich auch beim Vorzelt, mit dem es weiter geht.
5. Auf- und Abbau Vorzelt
Nun schlägt die große Stunde des SK-Falters. Durch das teilintegrierte Gestänge gibt es kein Stangenmikado, da es nur 8 lose Teile gibt, die problemlos unterschieden werden können. Zudem ist das Vorzelt durch seine 4 herausnehmbaren Seitenteile viel leichter, da man im 1. Schritt faktisch nur das Dach aufzieht. Und der Aufwand, die 4 Teile per Reißverschluss einzuziehen, ist viel geringer, als der beim Stangensalat des Holtkamper. Und beim Abbau gilt das Gleiche.
Bild teilintegriertes Gestänge, eingestellt von Roter Falter
6. Komfort
Gerade der Komfort war ein Kriterium für unseren Wechsel. Durch die Ausstattung des SK-Falters mit Lattenrosten ist bereits der Liegekomfort extrem verbessert. Beim Holtkamper haben wir immer die Matratzen von beiden Seiten auf eine gepackt und auf der anderen Seite ein Luftbett aufgeblasen.
Durch die bereits erwähnte Spannung der Querstangen im Hauptzelt entwickeln die Kojen viel mehr Raum und noch mehr Raumgefühl. Da ist die Verlängerung des Schlafplatzes um die Sitzbankbreite gar nicht unbedingt nötig.
Wenn wir mit voller Besetzung unterwegs waren, hatten wir bislang massive Probleme mit Schwitzwasserbildung durch das absolut dichte PE-Dach des Holtkampers. Natürlich schwitzte der SK-Falter bei unserer ersten Ausfahrt mit 6 Personen und recht kühlen Nächten auch, aber das Schwitzwasser blieb an der Decke und tropfte nicht herunter.
Auch im Bereich Unterzelt kann der SK-Falter punkten. Wir setzen hier ein Unterzelt aus dem Zubehörhandel ein und können so keine genauen Aussagen über das originale Unterzelt treffen. Aber im Holtkamper war dadurch, dass die Stützen der oberen Schlafplätze nicht ganz außen standen, nur 110cm Platz in der Breite. Unser neues Unterzelt ist 130cm breit und passt super. Und so passt unser altes Luftbett da genau rein.
Nach den ersten Nächten im Falter kann ich hier hinzufügen, dass der Schlafkomfort wirklich gut ist. Allerdings haben wir bei Außentemperaturen unter 10°C feststellen müssen, dass der Falter kühler ist, als der Holtkamper. Das kommt aus meiner Sicht hauptsächlich daher, dass die Schlafkabinen größer sind und Fenster haben. Was also im echten Sommer ein großer Vorteil ist, ist im nordischen Sommer eher von Nachteil. Wie immer hat die Medaille 2 Seiten.
7. Verarbeitung
Beide Fahrzeuge und Zelte, wenn auch schwer vergleichbar, machen für mich einen ordentlichen Eindruck. Man merkt, dass der SK-Falter moderner ist und hier auch Effektivitätskriterien unterliegt, wie sie vor 19 Jahren noch nicht angewandt wurden. Oder Holtkamper schaut auf so etwas heute auch noch nicht - die Preise könnten so etwas vermuten lassen.
Etwas ärgerlich finde ich hier, dass beim SK-Falter in dem vorderen Bereich der Staukästen ein nacktes U-Profil umläuft. Das ist nicht wirklich scharfkantig, aber während der Fahr hat die Ladung daran schon Bewegung. Daher werde ich dies vorsorglich noch einmal mit Kantenschutz versehen. Auch die überall im Staukasten rein stehenden Blindnieten von den Planenhaken deuten nur auf Effektivität hin.
Das man bei einem Fahrzeug dieser Preisklasse nicht das Geld ausgibt, ordentliche Scharniere an die Klappen der Staufächer zu bauen, ist für mich einfach nur unverständlich. Eigentlich sollte SK wissen, dass die verbauten Kunststoffteile nur wenige Jahre halten. Da kann es nicht schaden, schon etwas Reserve auf den Wagen zu packen. Aber zum Austausch braucht man auch noch Bohrmaschine und Blindnieten inklusive Zange.
Holtkamper näht Anschlussreißverschlüsse nicht bis an ihr Ende fest, was das Einfädeln leichter macht. Doch dadurch entstehen hier potentielle Schadstellen, da die Last am Beginn der Naht recht groß ist. Der SK-Falter hat hier an anderen Stellen Probleme. So sind die Nähte des Hauptzeltes um die Stangendurchführungen massiv unter Spannung und bei uns auch schon beschädigt:
Ursache hierfür ist unter anderem die Befestigung des Zeltes am Gestänge mit ein par Tüttelbändern:
Sind diese nun nicht alle, wie es bei uns der Fall war, richtig fest, so muss ein Band das Gestänge halten und die Naht kommt in's Schwitzen. Nach dem Festziehen aller Bänder stehen die Stangen zwar besser, aber die Spannungen bleiben:
Hier war der Holtkamper definitiv solider, da die Stangen in Taschen geführt werden. Hier wird die Last auf große Flächen verteilt und es gibt 0 Probleme und man braucht auch keine zusätzlichen Bänder, da das Zelt das Gestänge locker halten kann.
8. Flexibilität
Durch die Verfügbarkeit von einer optionalen Zeltverlängerung, optionalen Erkern und eines optionalen Sonnensegels ergeben sich zig Aufbaumöglichkeiten, aber auch einige Möglichkeiten, Geld auszugeben, was uns alles beim Holtkamper nicht gegeben war.
9. Fazit
Zugegeben, der Vergleich ist nun nicht ganz fair, immerhin haben die Wagen einen Altersunterschied von 18 Jahren. Nach meiner Einschätzung haben wir mit dem SK-Falter einen grundsoliden Wagen. Das Aufregendste an ihm ist die Farbe, ansonsten haben sich hier in 18 Jahren nur Details verändert.
Ob der SK-Falter nach 19 Jahren noch so solide dasteht wie der Holtkamper bleibt abzuwarten und ich habe da so meine Zweifel.
10. erste Praxiserfahrungen
Auf unserer ersten richtigen Fahrt kamen wir in eine Gegend mit recht vielen Wespen. Mann konnte noch nicht von einer Plage sprechen, aber es waren schon ein par mehr. Und hier zeigte sich, dass die voll auf das schicke Rot unseres Falters flogen. Durch den First am Vorzelt, den der Holtkamper nicht hat, müssen hier natürlich noch einmal die Stangen nach außen. An den Durchführungen kamen die Tierchen prima in unser Zelt. Sie schwirren an der Zeltwand entlang, können nach oben durch den First nicht weg und kommen so automatisch an einem Loch vorbei. Das ist aber nun mal so beim Campen!
11. Wunschliste SK-Falter
Die Befestigung des Hauptzeltes am Gestänge sollte nicht durch diese kleinen Bänder erfolgen. Hier sollten solide Taschen auf das Zelt genäht werden. Diese müssten natürlich, wie bei Holtkamper, unterbrochen sein, damit die Clipse für Himmel und Schlafkojen an die Stangen kommen.
Wie bereits unten diskutiert wären Gasdruckstützen oder ein anderer Stützmechanismus an den Staukästen wünschenswert. Unsere beiden Kinder ( 2&6 Jahre) haben schon kräftig geweint, weil sie Ihre Finger mal wieder überall reinhalten mussten. Das war beim Holtkamper weniger schmerzhaft, weil die Deckel einfach leichter waren.
Neue Anhänger sollten aus meiner Sicht heute mit 13-poligen Stecker ausgeliefert werden.
Ich hätte die zusätzlichen losen Firststützen fest an der linken Firststange befestigt. So war es beim Holtkamper auch, die wurden dann an den linken senkrechten Stützen befestigt und beim Aufbau oben eingehängt.
Beim Beladen der Staukästen habe ich mich auf dem Radkasten aufgestützt. Uuups, war die Abdeckung weich. Da könnte gerne etwas stärkeres Material zum Einsatz kommen.
Wie oben beschrieben fände ich die Verwendung von 4-Kantstützen für die Betten schick.
Niels
Aufbaubilder Holtkamper:
1. Deckel hochwuchten und vorsichtig landen, der 2. Deckel zieht das Zelt auf, danach First spannen (natürlich bei vollem Mittelgang)
Vorzeltaufbau: Wegen des Zeltalters haben wir immer erst das Gestänge niedrig aufgestellt und dann das Zelt rüber gehoben, um die altersschwachen Nähte der Reißverschlüsse nicht unnötig zu strapazieren
Und so sieht es fertig aus (Foto aus unseren Surf-Zeiten)