Italien Herbst 2013 - Teil 1 Apulien
Verfasst: 29.10.2013 22:38
.
(Direkt zu Teil 3: Alba - Trüffelstadt im Piemont)
Es regnet, in ganz Europa.Von stabiler herbstlicher Hochdrucklage nichts zu sehen. Moment, da unten am Stiefel Italiens ein Lichtblick. Wohnmobil gemietet, schnell den Umzug der Tochter damit organisiert und für knappe zwei Wochen ab nach Apulien. Dort sorgten dann heftige Regengüsse und dramatisches Wetterumschwünge für Stimmung.
Nach zwei Tagen Fahrt erreichten wir von Berlin aus die kleine Stadt Vieste am Sporn des Stiefels auf der Halbinsel Gargano. Die weißen Häuser Viestes stehen auf einer ins Meer hinauslaufenden Kalksteinformation. Aus den Gassen der Altstadt, Centro storico, öffnen sich weite Blicke über die Adria. Im Sommer ist das frühere Fischerdorf vermutlich stark überlaufen, doch im Oktober ist kaum noch was los. So können wir geruhsam am Strand spazieren und durch die Gassen der Altstadt schlendern.
Die weiten Strände von Vieste sind im Herbst eher was zum spazieren und fürs Auge. Ein ordentlicher Wind bläst den Kopf frei und die Adria macht mit Wellen einen auf Atlantik. Vom Campingplatz sind es 20 Minuten zu Fuß ins Zentrum. Zunächst weite Straßen mit Palmen. Vorbei an dem recht großen Hafen. Im Sommer ist er voller Segelschiffe und Motorboote. Jetzt haben es die Fischer Ruhe, landen ihren Fang an, flicken Netze und halten ein Schwätzchen. Von dieser Marina starten auch die Ausflugsboote zu den Meeresgrotten.
Der Marmor auf dem Weg in die Stadt ist glatt gelaufen, man hat Lust barfuß zu gehen. Kleine Läden rechts und links der Straße, das Leben geht im Oktober seinen beschaulichen Gang. Ins Zentrum des mittelalterlichen Viestes kommt man nur zu Fuß. Durch die engen Gassen schaffen es gerade noch die winzigen Piaggio Ape-Transporter. Eine Art Motorroller mit Dach und Ladefläche, die man noch überall in Italien sieht, wir lieben sie.
In kleineren Orten schauen wir uns immer die Kirchen an. Sie sind für uns Ruhepunkte und zeigen viel vom Charakter des jeweiligen Ortes. Musik lockt uns in die Kathedrale Santa Maria Oreta. Dort sitzt ein Priester an der Orgel und spielt versonnen. Das Kirchenschiff ist innen erstaunlich hell. Marmorsäulen aus dem 11. Jahrhundert reihen sich zum Altar, die weißen Wände reflektieren das Sonnenlicht, über uns wölbt sich die bemalte Decke.
Nach dem Gang durch die Altstadt drehten wir eine Runde über den Hafen, der durch lange Wellenbrecher geschützt ist. Der Leuchtturm von Vieste weist den Seglern den Weg in die Marina. Einige Fischer verkauften ihren Fang direkt an Händler und Passanten. Von ihnen erfuhren wir, dass doch noch Ausflugsschiffe zu den Meeresgrotten fahren. Am Campingplatz hatte man uns gesagt, dass kein Boote mehr fahren. Das war zwar richtig, aber für größere Reisegruppen werden die Schiffe wieder flott gemacht, und da ist jeder zusätzliche Gast willkommen. Wir sollten am nächsten morgen um neun Uhr kommen.
Die Dämmerung legte sich über Vieste und wir suchten in der Altstadt ein Restaurant. In den engen Gassen waren nur vereinzelt Menschen unterwegs, aus Fenstern scholl Lachen, Küchengeklapper wies uns den Weg. Nach dem Essen entdeckten wir die Bar Carpenter, deren Terrasse direkt über dem Meer liegt. Einen guten Grappa bitte. Der junge Wirt fragte trocken und ausgebaut? Si, si – und dann bekamen wir den besten Grappa, den wir je getrunken hatten. Der Wirt freute sich über das Lob und wies stolz auf die Bar. Er hatte die ehemalige Holzwerkstatt seines Opas umgebaut und im Innenraum erinnern noch die alten Werkzeuge an das Leben des Zimmermanns.
Zufrieden und müde gingen wir durch die nächtliche Gassen Viestes zum Campingplatz. Auf den kleinen Plätzen war noch keine Ruhe eingekehrt, auch im Oktober findet das Leben auf der Straße statt. Menschen plaudern, man sitzt um zu sehen und gesehen zu werden, freundlich werden Bekannte zu einem abendlichen Plausch begrüßt, ein letzter Imbiss, alles sehr entspannt.
Am nächsten morgen standen wir pünktlich kurz vor neun am Fähranleger, alleine. Typisch deutsch. Erst mal in der Bar einen Cappuccino getrunken, langsam trudelte dann der Kapitän ein und ein Bus brachte die Reisegruppe. Das Wetter spielte gerade so noch mit, nachmittags hätten wir Regen gehabt. Mit dem offenen Boot wird Vieste umrundet. Markant ragt ein weißer Felsen, der Pizzomunno ("Die Spitze der Welt"), aus dem Meer.
Es heißt, die Felsnadel sei ein versteinerter junger Mann. Pizzomunno war, als Vieste noch ein kleines Fischerdorf war, in die schöne Cristalda verliebt. Doch auch die Meerjungfrauen hatten ein Auge auf den Fischer geworfen und boten ihm an, ihr König und Geliebter zu werden. Doch er wies sie zurück und blieb seiner Schönen treu. Die eifersüchtigen Sirenen rächten sich und verschleppten Cristalda in die Tiefen des Meeres. Der junge Fischer suchte sie die ganze Nacht und morgens war der Trauernde vor Schmerz zu Stein erstarrt. Hach, kitschig schön
Das Boot fährt etwa 20 Minuten, bis es die ersten Grotten erreicht. Sie tragen unter anderem so schöne Namen wie die Glockengrotte (Grotta a Campana). Die Decke wölbt sich innen wie eine Glocke über die Besucher. Oder die Zwei-Augen-Grotte (Grotta die due Occhi). Diese Grotte hat oben zwei Öffnungen, die wie zwei Augen aussehen. Dann die Tomatengrottte (Grotta del Pomodoro). Sie hat ihren Namen von den nur dort vorkommenden (ich meine) roten Nacktschnecken. Das recht große Boot fährt direkt in Grotten und man kann die Gewölbe gut sehen. Achtet drauf, dass ihr an einen halbwegs sonnigen Tag fahrt. Erst im Sonnenlicht leuchtet der Kalkstein weiß auf und das Meer versinkt in einer tiefblauen Farbe. Geologisch gehören die Kalkfelsen übrigens zu Albanien.
Uns hat überrascht wie grün und bergig die Region hier unten in Apulien im Süden Italiens ist. Wo sich auch nur die geringste Möglichkeit bietet, wird Gemüse angebaut. Auf kargen Böden stehen große Olivenbäume. Die Straßen winden sich über die Hügel, überall schöne Ausblicke. Von Vieste sind wir weiter Richtung Süden in die Trulli-Region um Alberobello gefahren. Auf dem Weg dorthin stiegen wir in die Tiefe der Grotte Castellana.
Wenige Kilometer von Alberobello entfernt liegt die spektakuläre Grotta di Castellana. Von dem erst 1938 entdeckten Höhlensystem kann man sich rund 1,6 Kilometer Gänge anschauen. Wir erwischten am späten Nachmittag noch eine deutsche Führung, leider war es nur die kurze einstündige und nicht die zweistündige Tour des Höhlensystems, dass zu den größten Italiens gehört.
Über Treppen steigt man in die riesige Eingangshalle der Grotta di Castellana. Das Wasser hat aus dem Karstgestein eine bizarre unterirdische Landschaft herausgewaschen. Riesige Stalaktiten (hängen von oben) und Stalagmiten (wachsen von unten) werden durch farbige Scheinwerfer ausgeleuchtet. Aus den Kalkablagerungen haben sich bizarre Felsbilder gebildet. Folgt man dem Höhlensystem, verengen sich die Gänge, um sich wieder in weite Räume zu öffnen. In einem dieser Säle finden sogar Konzerte statt. Leider war plötzlich das Fotografieren verboten, auch hätten wir gerne mehr Zeit gehabt. Trotzdem können wir den Gang durch die Unterwelt empfehlen.
In den Hügeln des Itria-Tals liegt Alberobello mit seinen hunderten Trulli. Trulli sind einstöckige Rundhäuser, die aus Steinen ohne Mörtel gebaut werden. Typisch ist das aus flachen Steinen pyramidenartig geschichtet Dach. Dadurch bekommen die Trulli ihr zipfelmützartiges Aussehen. Die Häuser werden weiß gestrichen. Die Trulli waren in der Region ursprünglich einfache Ställe für das Vieh und wurden dann zu Häusern ausgebaut. Sie wurden ohne Mörtel erstellt, da früher nur für gemauerte Häuser Steuern erhoben wurden. Heute gehören die Trulli zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Trulli stehen hier an der ganzen Region. In Alberobello bestehen ganz Stadtviertel aus ihnen. Der UNESCO-Weltkulturerbestatus hat jedoch auch Nachteile: Der Tourismus boomt. So ist das malerische Stadtviertel südlich der Straße Largo Martelotta voll mit Touristenshops. Hier ziehen die geführten Reisenden hinter dem roten Regenschirm her. Trotz dieser Entwicklung, macht einen Spaziergang durch das Viertel. Wir kamen kurz nach einen heftigen Regen an, die meisten Geschäfte hatten noch geschlossen und so konnten wie die Atmosphäre genießen, auch in der Kirche St. Antonio.
Als die Sonne durch die Wolken brach und die Touristenbusse auf dem Parkplatz einfielen, wichen wir in das nahegelegene Viertel oberhalb der Via Indipendenza aus. Den Tipp hatten wir von unserem Campingplatzbetreiber. Rund um die Via Guiseppe Verdi fehlen noch die Touri-Shops, dieser Teil von Alberobello ist ein normales Wohnviertel, hier lässt sich angenehm schlendern.
Nach der Pflastertreterei machten wir in einer witzigen Bar Pause. Das Illy warb für seinen Kaffee mit großen und für ländliche italienische Verhältnisse durchaus erotischen Werbetafeln. Die Bar liegt auf dem Weg zur Kathedrale von Alberobello und so ist für das seelische Wohl der Gläubigen allumfassend gesorgt.
Der Innenraum der Kathedrale von Alberobello hat uns überrascht. Die Bilder des Kreuzweges sind außergewöhnlich modern.
Hinter der Kathedrale tauchten wir nochmals in die Welt der Trulli ein. Dort steht das einzige doppelstöckige Trullo. Im Inneren ist ein kleines Museum, das die frühere Ausstattung mit Gebrauchsgegenständen zeigt.
.
Erschöpft machten wir uns auf den Heimweg und stolperten über einen wunderbares Lebensmittelgeschäft. Schaut selbst.
Ursprünglich wollten wir weiter in den Süden, aber das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Es schüttete mächtig, im Fernsehen des Campingplatzes sahen wir in den Nachrichten Autos davonschwimmen. Camper, die aus Sizilien kamen,berichteten von viel Regen. Also Wetterkarte befragt und die sagte: das historische Pompeji ist euer nächstes Ziel.
(Direkt zu Teil 2: "Pompeji und Bologna")
(Direkt zu Teil 3: Alba - Trüffelstadt im Piemont)
Beste Grüße, Rod
Italien Herbst 2013 - Teil 1 Apulien
Apulien – Grotten Marine de Vieste - Grotte di Castellana - Trulli-Region in Apulien – Alberobello
(Direkt zu Teil 2: "Pompeji und Bologna")Apulien – Grotten Marine de Vieste - Grotte di Castellana - Trulli-Region in Apulien – Alberobello
(Direkt zu Teil 3: Alba - Trüffelstadt im Piemont)
Italia - La dolce Vita
Es regnet, in ganz Europa.Von stabiler herbstlicher Hochdrucklage nichts zu sehen. Moment, da unten am Stiefel Italiens ein Lichtblick. Wohnmobil gemietet, schnell den Umzug der Tochter damit organisiert und für knappe zwei Wochen ab nach Apulien. Dort sorgten dann heftige Regengüsse und dramatisches Wetterumschwünge für Stimmung.
Vieste - mittelalterliche Stadt in Apulien am Sporn des Stiefels
Vieste
Nach zwei Tagen Fahrt erreichten wir von Berlin aus die kleine Stadt Vieste am Sporn des Stiefels auf der Halbinsel Gargano. Die weißen Häuser Viestes stehen auf einer ins Meer hinauslaufenden Kalksteinformation. Aus den Gassen der Altstadt, Centro storico, öffnen sich weite Blicke über die Adria. Im Sommer ist das frühere Fischerdorf vermutlich stark überlaufen, doch im Oktober ist kaum noch was los. So können wir geruhsam am Strand spazieren und durch die Gassen der Altstadt schlendern.
Strand bei Vieste kurz nach einem Sturm
Die weiten Strände von Vieste sind im Herbst eher was zum spazieren und fürs Auge. Ein ordentlicher Wind bläst den Kopf frei und die Adria macht mit Wellen einen auf Atlantik. Vom Campingplatz sind es 20 Minuten zu Fuß ins Zentrum. Zunächst weite Straßen mit Palmen. Vorbei an dem recht großen Hafen. Im Sommer ist er voller Segelschiffe und Motorboote. Jetzt haben es die Fischer Ruhe, landen ihren Fang an, flicken Netze und halten ein Schwätzchen. Von dieser Marina starten auch die Ausflugsboote zu den Meeresgrotten.
Vieste
Häuser Ecke Corso L. Fazzini
Die Piaggio Ape kommt überall hin - Mit dem Saisonende kehrt Ruhe ein
Der Marmor auf dem Weg in die Stadt ist glatt gelaufen, man hat Lust barfuß zu gehen. Kleine Läden rechts und links der Straße, das Leben geht im Oktober seinen beschaulichen Gang. Ins Zentrum des mittelalterlichen Viestes kommt man nur zu Fuß. Durch die engen Gassen schaffen es gerade noch die winzigen Piaggio Ape-Transporter. Eine Art Motorroller mit Dach und Ladefläche, die man noch überall in Italien sieht, wir lieben sie.
Kathedrale Santa Maria Oreta
In kleineren Orten schauen wir uns immer die Kirchen an. Sie sind für uns Ruhepunkte und zeigen viel vom Charakter des jeweiligen Ortes. Musik lockt uns in die Kathedrale Santa Maria Oreta. Dort sitzt ein Priester an der Orgel und spielt versonnen. Das Kirchenschiff ist innen erstaunlich hell. Marmorsäulen aus dem 11. Jahrhundert reihen sich zum Altar, die weißen Wände reflektieren das Sonnenlicht, über uns wölbt sich die bemalte Decke.
Leuchtturm von Vieste
Fischer im Hafen von Vieste
Nach dem Gang durch die Altstadt drehten wir eine Runde über den Hafen, der durch lange Wellenbrecher geschützt ist. Der Leuchtturm von Vieste weist den Seglern den Weg in die Marina. Einige Fischer verkauften ihren Fang direkt an Händler und Passanten. Von ihnen erfuhren wir, dass doch noch Ausflugsschiffe zu den Meeresgrotten fahren. Am Campingplatz hatte man uns gesagt, dass kein Boote mehr fahren. Das war zwar richtig, aber für größere Reisegruppen werden die Schiffe wieder flott gemacht, und da ist jeder zusätzliche Gast willkommen. Wir sollten am nächsten morgen um neun Uhr kommen.
Gasse im Centro Storico, der Altstadt von Vieste
Der Wirt des Carpenter - Der beste Grappa
Abendstimmung auf der Terrasse der Bar Carpenter
Die Dämmerung legte sich über Vieste und wir suchten in der Altstadt ein Restaurant. In den engen Gassen waren nur vereinzelt Menschen unterwegs, aus Fenstern scholl Lachen, Küchengeklapper wies uns den Weg. Nach dem Essen entdeckten wir die Bar Carpenter, deren Terrasse direkt über dem Meer liegt. Einen guten Grappa bitte. Der junge Wirt fragte trocken und ausgebaut? Si, si – und dann bekamen wir den besten Grappa, den wir je getrunken hatten. Der Wirt freute sich über das Lob und wies stolz auf die Bar. Er hatte die ehemalige Holzwerkstatt seines Opas umgebaut und im Innenraum erinnern noch die alten Werkzeuge an das Leben des Zimmermanns.
Verwinkelte Gassen in der Altstadt
Plausch am Abend - Der letzte Gast
Zufrieden und müde gingen wir durch die nächtliche Gassen Viestes zum Campingplatz. Auf den kleinen Plätzen war noch keine Ruhe eingekehrt, auch im Oktober findet das Leben auf der Straße statt. Menschen plaudern, man sitzt um zu sehen und gesehen zu werden, freundlich werden Bekannte zu einem abendlichen Plausch begrüßt, ein letzter Imbiss, alles sehr entspannt.
Die Bucht von Vieste
Meeresgrotten von Vieste
Meeresgrotte von Vieste
Am nächsten morgen standen wir pünktlich kurz vor neun am Fähranleger, alleine. Typisch deutsch. Erst mal in der Bar einen Cappuccino getrunken, langsam trudelte dann der Kapitän ein und ein Bus brachte die Reisegruppe. Das Wetter spielte gerade so noch mit, nachmittags hätten wir Regen gehabt. Mit dem offenen Boot wird Vieste umrundet. Markant ragt ein weißer Felsen, der Pizzomunno ("Die Spitze der Welt"), aus dem Meer.
Die Altstadt vom Boot aus
Pizzomunno - der versteinerte Mann
Es heißt, die Felsnadel sei ein versteinerter junger Mann. Pizzomunno war, als Vieste noch ein kleines Fischerdorf war, in die schöne Cristalda verliebt. Doch auch die Meerjungfrauen hatten ein Auge auf den Fischer geworfen und boten ihm an, ihr König und Geliebter zu werden. Doch er wies sie zurück und blieb seiner Schönen treu. Die eifersüchtigen Sirenen rächten sich und verschleppten Cristalda in die Tiefen des Meeres. Der junge Fischer suchte sie die ganze Nacht und morgens war der Trauernde vor Schmerz zu Stein erstarrt. Hach, kitschig schön
Vor einer Grotte - Einfahrt in die Grotte
Die Zwei-Augen-Grotte
Das Boot fährt etwa 20 Minuten, bis es die ersten Grotten erreicht. Sie tragen unter anderem so schöne Namen wie die Glockengrotte (Grotta a Campana). Die Decke wölbt sich innen wie eine Glocke über die Besucher. Oder die Zwei-Augen-Grotte (Grotta die due Occhi). Diese Grotte hat oben zwei Öffnungen, die wie zwei Augen aussehen. Dann die Tomatengrottte (Grotta del Pomodoro). Sie hat ihren Namen von den nur dort vorkommenden (ich meine) roten Nacktschnecken. Das recht große Boot fährt direkt in Grotten und man kann die Gewölbe gut sehen. Achtet drauf, dass ihr an einen halbwegs sonnigen Tag fahrt. Erst im Sonnenlicht leuchtet der Kalkstein weiß auf und das Meer versinkt in einer tiefblauen Farbe. Geologisch gehören die Kalkfelsen übrigens zu Albanien.
Auf der Rückfahrt zeigt uns ein Fischer seinen Fang: Tintenfisch
Kalksteinküste bei Vieste
Blick bei Sturm auf die große Bucht bei Vieste - Fischer mit Plattform über der Küste
Uns hat überrascht wie grün und bergig die Region hier unten in Apulien im Süden Italiens ist. Wo sich auch nur die geringste Möglichkeit bietet, wird Gemüse angebaut. Auf kargen Böden stehen große Olivenbäume. Die Straßen winden sich über die Hügel, überall schöne Ausblicke. Von Vieste sind wir weiter Richtung Süden in die Trulli-Region um Alberobello gefahren. Auf dem Weg dorthin stiegen wir in die Tiefe der Grotte Castellana.
Fahrt entlang der Küstenstraße Richtung Süden
Grotte di Castellana
Wenige Kilometer von Alberobello entfernt liegt die spektakuläre Grotta di Castellana. Von dem erst 1938 entdeckten Höhlensystem kann man sich rund 1,6 Kilometer Gänge anschauen. Wir erwischten am späten Nachmittag noch eine deutsche Führung, leider war es nur die kurze einstündige und nicht die zweistündige Tour des Höhlensystems, dass zu den größten Italiens gehört.
Kalkformationen
Gang in der Höhle
Über Treppen steigt man in die riesige Eingangshalle der Grotta di Castellana. Das Wasser hat aus dem Karstgestein eine bizarre unterirdische Landschaft herausgewaschen. Riesige Stalaktiten (hängen von oben) und Stalagmiten (wachsen von unten) werden durch farbige Scheinwerfer ausgeleuchtet. Aus den Kalkablagerungen haben sich bizarre Felsbilder gebildet. Folgt man dem Höhlensystem, verengen sich die Gänge, um sich wieder in weite Räume zu öffnen. In einem dieser Säle finden sogar Konzerte statt. Leider war plötzlich das Fotografieren verboten, auch hätten wir gerne mehr Zeit gehabt. Trotzdem können wir den Gang durch die Unterwelt empfehlen.
Trulli-Region in Apulien – Alberobello
Trulliviertel in Alberobello
In den Hügeln des Itria-Tals liegt Alberobello mit seinen hunderten Trulli. Trulli sind einstöckige Rundhäuser, die aus Steinen ohne Mörtel gebaut werden. Typisch ist das aus flachen Steinen pyramidenartig geschichtet Dach. Dadurch bekommen die Trulli ihr zipfelmützartiges Aussehen. Die Häuser werden weiß gestrichen. Die Trulli waren in der Region ursprünglich einfache Ställe für das Vieh und wurden dann zu Häusern ausgebaut. Sie wurden ohne Mörtel erstellt, da früher nur für gemauerte Häuser Steuern erhoben wurden. Heute gehören die Trulli zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Der Regen hat im Trulli-Vierten von Alberobello allen Staub weggewischt
Trulli in Alberobello
Trulli stehen hier an der ganzen Region. In Alberobello bestehen ganz Stadtviertel aus ihnen. Der UNESCO-Weltkulturerbestatus hat jedoch auch Nachteile: Der Tourismus boomt. So ist das malerische Stadtviertel südlich der Straße Largo Martelotta voll mit Touristenshops. Hier ziehen die geführten Reisenden hinter dem roten Regenschirm her. Trotz dieser Entwicklung, macht einen Spaziergang durch das Viertel. Wir kamen kurz nach einen heftigen Regen an, die meisten Geschäfte hatten noch geschlossen und so konnten wie die Atmosphäre genießen, auch in der Kirche St. Antonio.
Ruhige Via Guiseppe Verdi
Als die Sonne durch die Wolken brach und die Touristenbusse auf dem Parkplatz einfielen, wichen wir in das nahegelegene Viertel oberhalb der Via Indipendenza aus. Den Tipp hatten wir von unserem Campingplatzbetreiber. Rund um die Via Guiseppe Verdi fehlen noch die Touri-Shops, dieser Teil von Alberobello ist ein normales Wohnviertel, hier lässt sich angenehm schlendern.
Pikante Bar
Nach der Pflastertreterei machten wir in einer witzigen Bar Pause. Das Illy warb für seinen Kaffee mit großen und für ländliche italienische Verhältnisse durchaus erotischen Werbetafeln. Die Bar liegt auf dem Weg zur Kathedrale von Alberobello und so ist für das seelische Wohl der Gläubigen allumfassend gesorgt.
Kathedrale von Alberobello
Moderne Bilder des Kreuzweges
Der Innenraum der Kathedrale von Alberobello hat uns überrascht. Die Bilder des Kreuzweges sind außergewöhnlich modern.
Einziges zweistöckiges Trullo, heute ein Museum
Eingangsbereich - Küche
Hinter der Kathedrale tauchten wir nochmals in die Welt der Trulli ein. Dort steht das einzige doppelstöckige Trullo. Im Inneren ist ein kleines Museum, das die frühere Ausstattung mit Gebrauchsgegenständen zeigt.
.
Feinkost satt
Genuss pur
Erschöpft machten wir uns auf den Heimweg und stolperten über einen wunderbares Lebensmittelgeschäft. Schaut selbst.
Ursprünglich wollten wir weiter in den Süden, aber das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Es schüttete mächtig, im Fernsehen des Campingplatzes sahen wir in den Nachrichten Autos davonschwimmen. Camper, die aus Sizilien kamen,berichteten von viel Regen. Also Wetterkarte befragt und die sagte: das historische Pompeji ist euer nächstes Ziel.
Ciao Apulien
(Direkt zu Teil 2: "Pompeji und Bologna")
(Direkt zu Teil 3: Alba - Trüffelstadt im Piemont)
Beste Grüße, Rod